1814 - 1899

   



1814
Mit Beginn des Jahres überschreitet Napoleon nochmals den Rhein.
Schon am 13. Januar drängen die verbündeten Heere die Franzosen bei Düsseldorf und am 14. Januar auch bei Köln über den Rhein zurück. Vierzehn Tage lang kämpfen die Franzosen mit aller Hartnäckigkeit. Trotz verzweifelten Ringens muß die französische Besatzung allmählich abziehen; mit ihnen reisen auch alle französischen Beamten ab.



Der aus Wollersheim gebürtige Ackersmann Winand Heuser beschreibt die Zeit nach den Franzosen auf seinem Hof in Ollesheim so: ”Den 15ten jänner seynt die ersten Preußen zu uns gekommen, wie auch die russischen ferken, schweden, sachsen und naßauinger truppen. Aber, wie behandelten die deutschen Brüder uns, nit wie freunde, sondern als feinde. Man mußte ihnen alles verschaffen, sie raubten und plünderten, sie schlugen und mißhandelten uns, wie feinde...”



Die Rheinlande und damit auch die Bürgermeisterei Wollersheim kommen unter die provisorische Verwaltung der gegen Frankreich Alliierten.
Das »Zentralverwaltungsdepartement« wird geleitet von Freiherrn vom Stein.



Die alliierte Regierung fordert von den Bürgern wieder Einquartierungen, Spanndienste und Steuern. Die hier wohnenden Männer müssen als preußische Soldaten gegen Frankreich, beim Landsturm in der Heimat oder bei der Bürgermiliz Dienst tun.
Für die 1. Companie des 17. Bataillons der Bürgermiliz des Kantons Froitzheim hat Wollersheim 24 von 116 Mann zu stellen. Wollersheim hat 355 Einwohner.


1815
10. Februar. Die Rheinprovinz fällt auf dem Wiener Kongreß dem König von Preußen zu.
Der Kanton Froitzheim und somit auch Wollersheim werden der Provinz Großherzogtum Niederrhein zugeteilt.


1816
24. April. Die Regierung in Aachen gibt die »einstweilige« Einteilung des neuen Regierungsbezirks Aachen bekannt. Aus den bisherigen Kantonen Düren und Froitzheim sowie aus einer Anzahl von Gemeinden des Kantons Eschweiler wird der Kreis Düren gebildet.
Das Bürgermeisteramt Wollersheim untersteht jetzt dem Kreis Düren.
Bürgermeister ist seit 1813 Heinrich Neihsen.



Die preußische Verwaltung übernimmt den Kreis Düren. Der Kreis ist im großen und ganzen »ziemlich wohlhabend« und bevölkert mit 37.180 Einwohnern, wovon acht Neuntel auf dem »platten« Lande leben.
Erster Landrat wird der ehemalige Unterpräfekt Gerhard Freiherr von Lommessem.



Das Jahr geht als Not- und Hungerjahr in die Geschichte ein.








Originalabrechnung der Mühle Reuter über die Abgabe der Mühle an den Pastor von 1817. (s. Gerechtsame 1699)



1818
49 Männer aus Wollersheim werden in der Rekrutierungsliste für die Bürgermiliz erfaßt.
Auch in den vergangenen Jahren sind entsprechende Listen erstellt worden.


1819
15. Januar. Durch Blitzschlag wird der Kirchturm eingeäschert.
Der (hohe?) Helm des Turmes hat bei seinem Sturz die südwestliche Ecke des Mauerwerks bis zu den unteren stärkeren Mauern mit herabgerissen.
Der Kirchturm steht jetzt als Ruine da. Die Glocken sind zerstört.








Rekonstruierte Ansicht der alten Kirche nach dem Brand. (4/84 Henn)




17. Mai. Der Weisung höheren Orts zufolge kommen aus dem Kanton Gemünd 17 Thaler und 56 Stüber aus Kollektengeldern zu Wiedererstellung des eingeäscherten Kirchturms zusammen.
Aus dem Kanton Düren werden 57 Thaler und 47 Stüber überwiesen.



24. November. die durch Brand zerstörten Glocken werden neu gegossen.
Der zur Umschmelzung erforderliche Kostenbetrag von 581 Thalern, 18 Silbergroschen, 9 Pfennigen wird »theils durch freiwilligen Beitrag und theils durch Collecten-Gelder gedeckt«.


Die neu gegossenen Glocken werden auf einem Gerüst hinter dem zerstörten Kirchturm aufgehängt.


1825
24. März. Durch die päpstliche Bulle »De salute animarum« und im Einvernehmen mit der preußischen Regierung wird das Bistum Aachen formell aufgelöst und die Erzdiözese Köln wieder neu errichtet. Wollersheim gehört wieder zu Köln.


1826
11. März. Auf Anweisung der Königlichen Regierung, Abt. des Inneren, haben alle Pfarreien der königlichen Rheinprovinzen – so auch Wollersheim – ein »Lagerbuch« über das Vermögen und die Gerechtsame der katholischen Kirche anzufertigen.
Das Lagerbuch ist in zweifacher Ausfertigung zu führen. Ein Exemplar wird im Pfarrhaus, das andere im »landräthlischen Amte« aufbewahrt.



In diesem Lagerbuch beschreibt Pfarrer Johannes Antonius Pingen das Pfarrhaus wie folgt: „Das Pfarrhaus liegt beinahe am Ende des Dorfes auf der Straße, welche nach Bürvenich führt und ist begrenzt von Peter Sistig und Franz Münchhalfen.“

Für die Richtigkeit des Lagerbuchs unterzeichnen:



Johannes Antonius Pingen, Pfarrer,
Veitten, Hey, Jacobs, Sistig, Heinen.
(Kirchenvorstände)








Deckblatt Lagerbuch
Katholische Gemeinde Wollersheim 1826




Als die Linie der Familie von Merode mit dem Tode von Regina Petronella von Merode, Dechantin zu St. Quirin in Neuß, erlischt, fällt Burg Gödersheim an die Familie Graef in Düsseldorf.



29. November. Lehrer Heinrich Maubach besteht die am 5. und 6. Juni abgehaltene Prüfung in Religion, Sittenlehre und heilige Geschichte.


1827
24. Februar. Erzbischof von Spiegel nimmt eine Neueinteilung der Dekanate der Erzdiözese Köln vor.
Mit Bürvenich, Embken, Juntersdorf, Füssenich und Pissenheim kommt Wollersheim zum Dekanat Nideggen.
Durch die vom Erzbischof selbst vorgenommene Wahl und Ernennung wird der Pfarrer von Nideggen, Peter Josef Horst, erster Dechant.


5. September. Der Schul-Inspektor, Pfarrer Kops aus Langerwehe, bescheinigt dem Lehrer H. Maubach, daß er seit 1817 den hiesigen Lehrkursus besucht hat.


1828
Der Durch Blitzschlag und Brand 1819 zerstörte Kirchturm wird wiederhergestellt und mit einem stumpfen, aber durchaus gefälligen, Dach versehen.
Der provisorische Glockenstuhl, der sich seit neun Jahren hinter der Kirche befindet, kann abgebaut werden.


1829
6. April. Pfarrer Johann Anton Pingen, 76 Jahre alt, ist durch Alter und Krankheit ganz unfähig geworden, die Pflichten des Pfarramtes zu erfüllen. Noch im gleichen Jahr übernimmt Andreas Rütgers die Pfarre.


1830
Am 3. ApriI entschläft, nachmittags um 2 Uhr, Pfarrer Andreas Rütgers an den Folgen einer »Abnehmungskrankheit« im Alter von 32 Jahren. Er stirbt in Aachen, wo er 1825 zum Priester geweiht worden war. Nachfolger von Pfarrer Rütgers wird Martin Deden (32 Jahre).


1833
2. August. In seinem Reisebericht zur Lokal »Polizei« Revision stellt Regierungsrat Krüger fest, daß in Wollersheim die Schule in einem ganz einfachen Gebäudegehalten wurde, welches aber beim letzten Brand verwüstet ist, so daß jetzt gar keine Schule gehalten wird. (Anmerkung: Die
Lage der damaligen Schule ist nicht bekannt.)



13. August. Nach einem Bericht des Schulinspektors hat die Gemeinde Wollersheim kein eigenes Schulhaus und auch nicht die Mittel, einen tüchtigen Lehrer angemessen zu besolden.


1834
30. Mai. Seit dem Brand des Schulhauses unterrichtet Lehrer Maubach in seinem eigenen Haus. Am Tag der Schulrevision sind von 76 schulpflichtigen Kindern 26 zugegen.
Wegen fehlender Geldmittel und eines Bauplatzes ist das Schulhaus noch nicht wieder aufgebaut.


1838
9. Juli wegen eines immer noch fehlenden Grundstückes wird vorgeschlagen, den Schulneubau auf dem Kirchhof zu errichten.


1839 29. März. Der Gemeinderat und der Schulvorstand von Wollersheim bilden für den Neubau des Schulhauses ein »Baukomite«. Die Regierung hat mit Verfügung vom 26. Februar den Schulneubau angeordnet. Mit einem Teilbetrag von 600 Thalern soll der Bau begonnen und 1840 vollendet werden.


1840
12. April, Palmsonntag, stirbt »vom Schlage berührt, nachdem der Selige soeben die Leidenspredigt mit den Worten: „Es ist vollbracht.“ geschlossen hatte«, Pfarrer Martin Deden im Alter von 42 Jahren.
Er war 10 Jahre Pfarrer in Wollersheim. Sein Nachfolger wird Jakob Keuven.


1841
In der Nähe der Gödersheimer Burg, am linken Gehänge des Neffelbaches, werden eine große Anzahl Votivsteine gefunden. Acht davon sind den Veteranehischen Matronen geweiht, einer den Campanehischen und einer der Göttin Sunuscalla.



28. Oktober. Lehrer Ferdinand Rabbertz, in Ginnik tätig, wird an die katholische Elementarschule zu Wollersheim berufen.








Lehrer Rabbertz mit Gattin um 1860




18. Dezember. Der Schulneubau geht seiner Vollendung entgegen.
(Anmerkung: wahrscheinlich heutiges Haus Zamzow.)


1844
8. Januar. Der Vlattener Pastor schreibt als Begründung für eine 2. Sonntagsmesse an das Generalvikariat nach Köln, daß die Kirchen in Hergarten und Wollersheim durch den Zulauf der Fremden so überfüllt seien, dass die meisten auswärtigen Besucher öfters in Nässe, Kälte und Sonnenhitze vor der Kirchtüre stehen müßten.


1848
Das Jahr, das die politischen Verhältnisse in fast ganz Europa verschiebt, schlägt sich in den alten Akten vieler Eifeldörfer nieder.
Als Erinnerung an die »Freudentage« pflanzt man auf dem Griesberg zwischen Kommern und Mechernich ein Bäumchen, das als Kommerner »Lindenbäumchen« in die Geschichte eingegangen ist.
(Anmerkung: Möglicherweise hat die Pflanzung unseres Lindenbaumes am Dorfausgang nach Embken mit diesem Datum zu tun. Gepflanzt hat die Linde angeblich Heribert Cramer (geb. 1792).)



15. Mai. Der auf seinen Wunsch hin nach Wollersheim versetzte Pfarrer von Fliesteden bei Bergheim, Wilhelm Wirtz, übernimmt als 39jähriger die Pfarre Wollersheim.








Pfarrer Wilhelm Wirtz



1857
3. Januar. Der 32jährige Johann Adolph Kilian Herhahn wird als neuer Bürgermeister eingeführt.



Auf dem Pützberg, westlich von Wollersheim, werden mehrere fränkische Gräber aufgedeckt, die meist aus gespaltenen Votivsteinen der Matronae Veteranehae hergestellt waren; andere Steine sind mit Reliefs von Füllhörnern, Vögeln, Früchten usw. verziert.
(Anmerkung: Die Steine befinden sich jetzt im Landesmuseum Bonn.)


1864
Die Staatsbahnstrecke Düren-Euskirchen wird fertiggestellt.
Der für Wollersheim nächstliegende Bahnhof Zülpich nimmt seinen Betrieb auf.



Heimbach erhält endlich eine Chaussee durch Einbeziehung ins Wegenetz der Provinz. Die Straße Embken-Simmerath über Vlatten, Heimbach, Hasenfeld und Schmidt wird gebaut.



Eine tägliche Postwagenverbindung mit Zülpich tritt ins Leben.
Die Postkutsche verbindet die Orte Zülpich, Füssenich, Embken, Wollersheim, Heimbach.


1865
Mit dem Bau der Landstraße nach Nideggen wird begonnen.



Die von der Familie Graef erworbene Burg Gödersheim wird noch von Mitgliedern der Familie Meiss bewohnt.



10. Juli. Die Gemeinde plant der Bau eines zweiten Schulhauses. Wegen der Erwerbung eines von mehreren Grundstücken wird mit den Erben Kaiser und den Eheleuten Vohsen verhandelt.



Bau der Landstraße Wollersheim-Zülpich.


1866
Planung und Bau der Straße Wollersheim-Embken-Düren beginnen.
Das Straßenprojekt ist am Lieberg mit großen Schwierigkeiten verbunden. So muß der »Durchbruch « aus dem Fels gesprengt und eine Serpentine angelegt werden.
Auf dem Lieberg hatten die Franken früher eine Begräbnisstätte. Beim Bau der Straße werden vier Gräber mit Überresten von Kriegern, Waffen und Tongefäßen freigelegt. Eingefaßt waren die Gräber mit behauenen roten Sandsteinen.


1867
10. Oktober. Der Bau des zweiten Schulhauses ist soweit fortgeschritten, daß im nächsten Jahr die Vollendung zu erwarten ist.



31. Oktober. Die Zahl der schulpflichtigen Knaben (54) und Mädchen (60) beträgt 114. Die Einstellung einer zweiten Lehrkraft wird für eine neu einzurichtende Mädchenschule dringend empfohlen.



In seinem Visitationsprotokoll vom 13. Dezember vermerkt der Landdechant Kreutzwald: »Die Pfarrkirche zu Wollersheim ist in einem sehr schlechten Zustande; die Kirche (Pfarrgemeinde) hat bald zum Neubau derselben ein Vermächtnis von circa 2400 Thalern zu erwarten«.
Das von Jacob Courth gestiftete Heiligenhäuschen wird von seiner Familie auf der Wollersheimer Heide errichtet. (Anmerkung: Standort B265, Wegabzweigung nach Eppenich.)



24. Dezember. Die General-Staats-Kasse erhält Anweisung 1500 Thaler als Gnadengeschenk für den Bau eines zweiten katholischen Schulgehöfts in Wollersheim zu überweisen.

1868
Am 24. April begründet Bürgermeister Herhahn in einem Brief an das Königliche Landrathsamt zu Düren, den ungenehmigten Ankauf einer Baustelle für die neue Kirche:
»Die hiesige Kirche ist schon früher durch den Baumeister untersucht und als des Neubaus bedürftig anerkannt worden.
Da der Bau einer neuen Schule jedoch ein noch dringenderes Bedürfnis war, so wurde diesem der Vorrang gegeben und der Kirchenbau mußte einstweilen zurücktreten. Nichts desto weniger mußte die Gemeinde
aber den Kirchenbau im Auge behalten, um sobald die Verhältnisse es gestatten, dazu überzugehen. Die erste Notwendigkeit für den Kirchenbau ist der Ankauf einer geeigneten Baustelle, da die Stelle, wo die jetzige Kirche gebaut ist, eine ungeeignete ist. Hierzu hat sich in Folge Parzellierung des hiesigen Fronhofs eine recht günstige Gelegenheit geboten, indem die Gemeinde in der Lage war, die zu dem vorgedachten Gute gehörige in der Mitte des Dorfes gelegene Baumwiese zu dem für eine solche Baustelle sehr billigen Betrag von 500 Thalern anzukaufen.
Für den Bauplatz zum Schulhausbau hat die Gemeinde pro Ruthe fünf Thaler bezahlen müssen, während der Kirchbauplatz nur circa drei Thaler fünf Silbergroschen pro Ruthe kostet.
Es war mir nicht möglich, die Genehmigung der königlichen Regierung vor dem Ankauf einzuholen, weil Verkäufer den in Rede stehenden Bauplatz anfänglich bei den Gutsgebäulichkeiten lassen resp. mit diesen zusammen verkaufen wollte. Später ging Verkäufer dazu über, die Umgebung des Gutes in Baustellen einzutheilen und zum Verkauf auszustellen.
Da nun auf die in Rede stehende Baumwiese auch noch andere Einwohner (spekulierten?), so mußte ich den Ankauf beschleunigen und geheimhalten, um nicht in die Lage zu kommen, für den überaus schönen Bauplatz später das doppelte der jetzigen Ankaufsumme bezahlen zu müssen.«



21. Juli. Bürgermeister Herhahn schreibt an das »Königliche Landrathsamt« zu Düren, daß der Schulneubau fertiggestellt ist.
(Anmerkung: heutiges Haus Jungbluth.)



Im Visitationsbericht des Landdechants von Nideggen werden am 4. November für die Pfarre drei Schulen angegeben. Zwei zu Wollersheim – eine Knaben- und eine Mädchenschule – und eine zu Pissenheim. Die drei Schulen werden erstmals seit Fertigstellung des zweiten Schulgebäudes erwähnt. Für die Mädchenschule ist eine qualifizierte weltliche Lehrerin eingestellt worden.


1869
13. Oktober. Der Ackerer Josef Schmidt stirbt und vermacht der katholischen Pfarrgemeinde sein ganzes Vermögen, das zum Bau einer neuen Kirche verwendet werden soll. Das Andenken an ihn und seinen gleichgesinnten Bruder, den Kirchenpräsidenten und Stifter der Frühmesse,
Johann Heinrich Schmidt, der bereits 1859 gestorben ist, wird in der Gemeinde erhalten bleiben.








Grabmal Johann Heinrich Schmidt, † 22. September 1859,
errichtet von seinem Bruder Josef (1865)



1870
30. Juni. Fräulein Elise Achtendung wird provisorisch an die Mädchenschule zu Wollersheim berufen, an der sie bisher interimistisch unterrichtet hat. Sie hat gemäß ihrem besonderen Berufsbrief folgende besondere Obligenheiten zu erfüllen:
1. Sie muß die Schulkinder an Sonn- und Werktagen beim Gottesdienst
    beaufsichtigen.
2. Die Unterrichtszeit ist auf täglich sechs Stunden festgesetzt, mit
    Ausnahme der Mittwoche und Samstage, wo nur des Vormittags drei
    Stunden zu unterrichten sind.
3. Der Unterricht dauert des Nachmittags von 1 – 4 Uhr, des Vormittags hat
    derselbe sich, wenn thunlich, an den Gottesdienst anzuschließen und
    ebenfalls drei Stunden zu dauern.
Hierbei wird als Regel festgehalten, daß der Unterricht die Zeit von 8 – 11 Uhr Vormittags umfaßt.
Die Emolumente der Stelle bestehen:
1. in freier Wohnung und einer Garten-Entschädigung von fünf Thalern
    jährlich
2. in einem fixen Gehalt von jährlich180 Thalern.

18 71
18.Januar. Mitten im Deutsch-Französischen Krieg findet im Schloß zu Versailles die Kaiserproklamation Kaiser Wilhelm I. statt. Im Laufe der nächsten Jahre entstehen das Handelsgesetzbuch, das Strafgesetzbuch und das Bürgerliche Gesetzbuch. Als Münzeinheit wird die Mark, als
Maßeinheit werden Meter und Liter eingeführt. Der Kaiser versucht im »Kulturkampf« vergebens, den Einfluß des Katholizismus zu vermindern.


1873
6.August. Infolge Amtsniederlegung des bisherigen Bürgermeisters werden die vakant gewordenen Bürgermeistereien Füssenich und Froitzheim dem Bürgermeister Adolf Kilian Herhahn zu Wollersheim übertragen.

15. Dezember. In seinem Jahresbericht über die Visitation der Pfarrkirche zu Wollersheim berichtet u. a. Dechant Klein:
»Das uralte Kirchengebäude befindet sich nicht in gutem Zustande und ist für die Pfarrgemeinde zu klein, daher man schon längst beabsichtigt hat, ein neues, größeres Gotteshaus zu bauen. Infolge einer bedeutenden Schenkung zu diesem Zwecke wird es hoffentlich recht bald zu einem
Neubau kommen auf einer anderen Stelle, die bereits zu diesem Zwecke von der Kirche gekauft worden ist«.

1874
Am 5. Januar schreibt das Generalvikariat Köln an den Nideggener Dechanten, ob es sich nicht empfehlen dürfte, daß die Anfertigung eines Planes oder vorderhand wenigstens einer Skizze des Neubaus einer Kirche in Wollersheim einem im Kirchenbereich erfahrenen und bewährten
Architekten vom Kirchenvorstand in Auftrag gegeben werden könnte. Der Kirchenvorstand will allerdings das geschenkte Geld »durch rentbare Anlagen« zunächst zu vermehren suchen.

3. August. An den Schulinspektor, Landdechant Klein in Nideggen, schreibt der Schulvorstand von Wollersheim, daß er in jeder Hinsicht mit der Lehrerin Elise Achtendung zufrieden ist. Pfarrer Wirtz glaubt diesem Zeugnis anmerken zu müssen, daß die Lehrerin übereifrig und in ihren Anforderungen an die Kinder manchmal etwas zu weit geht. Nach Ansicht des Pfarrers gehört die Mädchenschule zu Wollersheim zu den anerkannt besten im Kreise.

1875
31. August. Die Lehrerin Elise Achtendung wird zur Mädchenschule Hl Kreuz in Aachen mit Wirkung vom 1. November versetzt.

1. Dezember (Volkszählung).
Zur Bürgermeisterei Wollersheim gehören die Gemeinden Berg-Thuir, Pissenheim und Wollersheim.
Die Gemeinde Wollersheim umfaßt das »Kirchdorf«, die Rentmühle und Gödersheim. Von den 497 Einwohnern sind acht Juden.
    Wohngebäude: 107
    Postanstalt: Embken
    Bahnhof: Vettweiß oder Zülpich
    Steuerkasse: Froitzheim

12. Dezember. Der Kirchenvorstand ist noch unentschieden, ob die neue Kirche im gotischen oder romanischen Stil erbaut werden soll. Einen Bauplan will man erst erstellen, wenn die Höhe des zur Verfügung stehenden Geldes bekannt ist.

1876
1. September. Nach rund einem halben Jahr scheidet die Lehrerin Ernestine Arendt, die an die Mädchenschule zu Wollersheim berufen wurde, wieder aus dem Dienst aus.
Ihre Nachfolgerin ist Sybille Dahmen.


1877
31. Mai. Die gesprungene kleine Glocke wird in der Glockengießerei von A. Rodenkirchen in Deutz umgegossen. Sie wiegt 818 Pfund oder 409 kg und kostet pro Pfund 1,30 Mark. Für die in Zahlung gegebene alte Glocke erhält die Pfarre 1,00 Mark pro Pfund.
Die Inschrift lautet:
St. Medardi Nominor campana denuo Fusa ab artifice A. Rodenkirchen 1877. Altissimum Laudo. Vivos Voco. Mortuos ploro Inscripsit Pastor W. Wirtz.



30. November. Laut Gesetz vom 20. Juni 1875 über die Vermögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden gibt es eine kirchliche Gemeindevertretung, die eine gewisse Kontrollfunktion gegenüber dem Kirchenvorstand ausübt und in der Regel den Beschlüssen zur Rechtswirksamkeit zustimmen muß.
Aus unserer Gemeinde sind dies die Herren: Franz Reuter, Vorsitzender der Gemeindevertretung, Tollmann, Pütz, Marx, Breuer, Peetz und Herhahn, Vorsitzender des Kirchenvorstandes.


1878
Erneutes Erdbeben. In Nideggen fallen weitere Teile der Burg ein.


1879
10. September. Die Postämter Embken, Hürtgen und Kreuzau nehmen als Telegrafenbüros den Fernsprechverkehr auf.


1883
Eine ungewöhnliche Hitze herrscht seit einiger Zeit ohne Aussicht auf erquickenden Regen. Für die Ernte hat man alle Hoffnung aufgegeben.

20. Juli. Der Kirchenvorstand bittet das Generalvikariat in Köln, um den Pastoratsgarten eine Mauer ziehen zu dürfen.
Im September soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.


1884
31. Mai. Im Kreis Düren kommen im laufenden Jahr Telegrafen-Anlagen zur Ausführung. In Wollersheim wird eine »Telefon-Betriebsstelle mit Fernsprecherei« eingerichtet. Das Vermittlungsamt ist in Embken.


1885
Im Alter von 20 Jahren tritt Johann-Josef Jansen (geb. 3. Februar 1865 in Birgden) seine erste Lehrerstelle in Wollersheim an.
Sein Vorgänger war Ferdinand Rabbertz, der sich nach 45 Jahren Schuldienst im Alter von 74 Jahren zur Ruhe gesetzt hat.


1886
1. März. Der Hochaltar brennt bis auf den Altarstein ab. Mit größter »Noth« wurden noch die heiligen Gefäße gerettet.

20. August. Nach mehrmonatiger schwerer Krankheit und wiederholt mit dem »heiligen Sterbesakrament « versehen, stirbt im Alter von 77 Jahren, mittags um 12 Uhr, Pfarrer Wilhelm Wirtz.
Pfarrer Wirtz hatte sein Amt 38 Jahre inne und war auch Local-Schulinspector. Er hinterläßt ein Testament zu Gunsten der Armen und wird auf dem Wollersheimer Friedhof beigesetzt.


1887
4. März. Friedrich Schulte wird zum Pfarrer ernannt. Er übernimmt zwar schon am 15. März die Pfarrstelle, kann aber infolge der Kulturkampfgesetze noch nicht eingeführt werden.








Totenzettel 1886









Pfarrer Friedrich Schulte † 1933






1888 15. Juni. Wilhelm II. wird deutscher Kaiser, nachdem sein Onkel über neunzigjährig am 9. März starb.
In der Zwischenzeit war Friedrich III., schon todkrank, für 99 Tage deutscher Kaiser.



21. August. Rund 1½ Jahre nach seiner Ernennung kann Pfarrer Schulte erst offiziell in sein Amt eingeführt werden. Das Protokoll unterschreiben:
Dechant Klein, Nideggen, Arnold Meiß, Vorsitzender des Kirchenvorstands und Engelbert Hoffsümmer als Kirchenrendant.



18. Dezember. Nach längerem Leiden stirbt im Alter von noch nicht ganz 27 Jahren »Bierbrauereibesitzer « Franz Wilhelm Cramer. Er hatte die Brauerei von seinen Eltern, Johann Cramer und Maria Cramer geb. Stupp, übernommen.








Totenzettel 1892



1892
14. April. Im 81. Lebensjahr stirbt der emeritierte Lehrer Ferdinand Rabbertz.
Lehrer Rabbertz – 1811 in Rickelraht, Kreis Erkelenz geboren – hat 45 Jahre den Schuldienst in Wollersheim versehen.








Totenzettel 1892



1893
Von dem Kreisausschuß des Kreises Düren und unterschrieben vom Königlichen Landrath von Breuning erhält Johann Düster jr. zu Wollersheim am 21then März 1893 die Erlaubnis, in dem Wohnhaus Nr. 62a eine Gastwirtschaft zu betreiben.



Die Gemeinde erhält erstmals eine Wasserleitung. Der Kostenaufwand beträgt 28.000 Mark.


1895
Als Bauplatz für die neue Kirche erwirbt die Pfarrgemeinde eine Baumwiese von der »Civilgemeinde« für 1.500 Mark.


1896
23. Januar. Eintragung der Gründung des Wollersheimer Spar- und Darlehnskassenvereins ins Genossenschaftsregister.
Der Vorstand besteht aus den Herren:
Josef Eckstein, Hubert Heinen, Winand Maubach, Arnold Bertram und Matthias Hoffsümmer (sen.)
Ein Geschäftsanteil beträgt 20 Mark.

8. Februar. Der Kirchenvorstand verpflichtet den Pfarrer Schulte, das Matthiasfest in der gleichen feierlichen Form zu halten wie Kreuzauffindung (große Kirmes).


1897
29. August. Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Wollersheim bittet um die Erlaubnis, die alte Kirche in Wollersheim abbrechen zu dürfen. Die noch brauchbaren Steine des Thurmes der alten, baufälligen Kirche sollen die Kosten zur Grundsteinlegung der neuen Kirche vermindern.


1899
Am 3. Februar nimmt die Molkerei-Genossenschaft m.b.H. Vlatten – um 1898 gegründet – ihren Molkereibetrieb auf. Aus den umliegenden Orten – auch aus Wollersheim – bringt man jetzt täglich die Milch zur Verarbeitung nach Vlatten.









Totenzettel 1897









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