Den Brand des Wollersheimer Bürgerhauses am 18.06.2015 nehmen wir zum Anlass, in unserem Archiv, das inzwischen über 7.500 Dokumente umfasst, nach Berichten über ähnliche Ereignisse zu forschen.

Das 17. Jahrhundert, aus dem uns die ersten Aufzeichnungen vorliegen, war für das Dorf eine schwere Zeit. Die Pest, Brände und der Krieg zwischen Frankreich und den Niederlanden 1672 bis 1678 forderten große Opfer.

Allein im Jahre 1669 starben in Wollersheim 31 Personen an der Pest – und damit weit über 10 % der Einwohner.

Das Dorf Wollersheim gehörte bis zur Säkularisation dem Stift Maria im Kapitol in Köln. In einem Protokoll vom 7. Januar 1673 aus dem Stift heißt es: „Alß in heutigem Capitulo referirt, daß der Hoff zu Wollersheim durch der Nachbahren versaumnus mit dem halben dahigen dorff abgebrandt…..“

Das Kapitel befasste sich in dieser Sitzung mit dem Brand am 3. Januar 1673. Bei dieser Feuerbrunst scheint es sich um den verheerendsten Brand gehandelt zu haben, der je in Wollersheim wütete. 34 Häuser, eine Scheune und Teile des Stiftshofes wurden zerstört. Die Wohngebäude des Stiftshofes blieben zu Teil erhalten. Die abgebrannte Scheune muss im Besitz des Fronhofes gewesen sein. Vermutlich handelte es sich um die Zehntscheune. Der benachbarte Kirchturm wurde auch in Mitleidenschaft gezogen. Wie groß die Schäden waren, wissen wir nicht.

Da die damalige Einwohnerzahl unter 300 lag, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Hälfte des Dorfes ein Raub der Flammen wurde. Bei der früher üblichen Bauweise, Holzfachwerkhäuser mit Strohdach, war bei Bränden von den Gebäuden wenig zu retten. Man kann daher von einem Flammeninferno sprechen.

Trotz der kriegerischen Zeiten wollte das Kapitel von Sankt Maria im Kapitol den Stiftshof wieder aufbauen. Es schlug am 2. März 1673 vor, der Wollersheimer Halfe und ein Zimmermann sollten in Köln einen Kostenvoranschlag vorlegen. Am 24. März reiste der Pächter des Stiftshofes, Godehard Keller, mit dem Zimmermann Joannen Rysen zum Kloster in Köln. Bei der Verhandlung erteilte das Kapitel den Auftrag für den Neubau einer Scheune. Der Bau sollte aus zehn Fachwerkverbünden zu je 14 Fuß (1 Fuß ca. 31 cm) bestehen. Die neue Scheune war mit fast 44 Meter Länge für damalige Verhältnisse riesig. Im Juli 1674 wurde die Baumaßnahme abgeschlossen. Das Stift erhielt eine Abrechnung über 119 Reichstalern und 65 Albus. Die finanzielle Situation des Stiftes scheint in dieser Herausgeber: Geschichtsverein Wollersheim e.V. Wollersheimer Geschichtsblätter Nr. 73 März 2018 Feuer und Flamme von Hans Henn Zeit nicht besonders gut gewesen zu sein, denn es musste einen Kredit von 100 Reichstalern aufnehmen, um die Rechnungen bezahlen zu können.

Wie groß die Schäden am Wohngebäude oder den Stallungen des Stiftshofs waren, erfahren wir nicht. Auch über den Ablauf der Reparaturen und deren Kosten fehlen Aussagen.

Nach dem Dorfbrand am 3.1.1673 gibt unser Archiv erst wieder über ein Feuer 1819 Auskunft.

Am 15. Januar 18919 entlud sich über Wollersheim ein Gewitter. Durch Blitzschlag wurde der Kirchturm eingeäschert. Der Helm des Turmes riss bei seinem Sturz die südwestliche Ecke des Mauerwerks bis zu den unteren stärkeren Mauern herab. Die drei Glocken wurden ebenfalls zerstört. Der Kirchturm stand als Ruine da.

Infolge der Säkularisation 1802/03 hatte das Kloster Maria im Kapitol seine Besitzrechte an der Pfarrkirche verloren. Das Stift stand daher als Geldgeber nicht mehr zur Verfügung. Die Wollersheimer Bevölkerung musste die Kosten für den Wiederaufbau alleine aufbringen. Dazu war sie aber offensichtlich nicht in der Lage. Deshalb ordnete die Königliche Regierung in Aachen Kollekten in den Kantonen Düren und Gemünd an. Nach Ende der Aktion schrieb der Kanton Gemünd am 17. Mai 1819 an die „Hochlöbliche Königl. Regierung zu Aachen“: Der Weisung höheren Ortes zufolge kamen aus hiesigem Kantone Gemünd die unten näher bezeichneten Kollektengelder zur Wiederherstellung durch den Blitz eingeäscherten Kirchthurmes zu Wollersheim Kreis Düren hier ein. Unterzeichner beehren sich…… Aus dem Kanton Gemünd kamen 17 Thaler und 56 Stüber. Der Kanton Düren spendete 57 Thaler und 47 Stüber.

Am 2. Oktober 1819 ließ die Pfarrgemeinde die durch den Brand zerstörten Glocken neu gießen. Die große Glocke, sie wog 1845 Pfund, erhielt bei der Taufe am 24. November 1819 den Namen Theodoris et Maria, die mittlere 1250 Pfund schwere, hieß Johann Antonius et Maria Clara, die kleinste 862,5 Pfund schwere Glocke bekam den Namen Peter Georgius et Maria Magdalena.

Der zur Umschmelzung erforderliche Kostenbetrag von 581 Thalern, 18 Silbergroschen, 9 Pfennigen wurde „theils durch freiwillige Beträge und theils durch Collecten-Gelder gedeckt“. Die neu gegossenen Glocken wurden auf einem Gerüst hinter dem zerstörten Kirchturm aufgehangen, so dass sie zu Weihnachten wieder erklingen konnten. In den Kirchturm kehrten sie allerdings erst nach neun Jahren zurück.

Im „Landräthlichen Korrespondenz-Blatt“ von Düren erschien am 28. April 1821 eine Verdingungsanzeige, in der der Wiederaufbau des Kirchturmes mit rund 1.354 Thalern veranschlagt wurde. Zu einem Aufbau kam es jedoch nicht, da der Gemeinde vermutlich das Geld dafür fehlte. Es wurden dann wohl Überlegungen angestellt, Turm und Dach in einfacherer Form zu erneuern.

Im Dürener Korrespondenz-Blatt finden wir nach vielen Jahren am 19. Mai 1827 folgende Anzeige: Die Wieder-Aufbauung des theilweise abgebranten Kirchthurmes zu Wollersheim, überhaupt angeschlagen zu 796 Thlr. 14 Sg. 6 Pf. Soll der höhern Verfügung gemäß am Freitag den 18. Juni c. Morgens 10 Uhr vor hiesigem Amte öffentlich in Verding gegeben werden. Der Plan, Anschlag und Bedingungen liegen hier zur Einsicht offen. Düren, den 18. Mai 1827 Der Königl. Landrath, v. Ripperda. Danach konnten die Reparaturen und der Wiederaufbau beginnen. In den Jahren 1827 und 1828 baute die Firma Karl Schmitz aus Düren den Kirchturm wieder auf. 1828 war der Kirchturm wieder hergestellt und jetzt mit einem stumpfen, aber durchaus gefälligen Dach versehen, wie es damals hieß.