1651 kauften Minoriten (das ist ein Zweig des Franziskanerordens) die Ruinen der alten Stiftskirche und der Klosteranlagen in Nideggen. 1654 legten sie den Grundstein für ein neues Kloster. Der Kurfürst von Jülich erteilte 1714 dem Orden den Auftrag, in Nideggen eine fünfklassige Schule (fünf Jahrgänge) einzurichten. Diese Schule besuchten auch zwei junge Männer aus Wollersheim, und zwar Hubert und Wilhelm Courth. Es waren Söhne von Wilhelm Courth und seiner Ehefrau Catharina Schwings. Später traten beide in den Orden der Minoriten ein.
Wahrscheinlich kam der Kontakt zu den Minoriten von Nideggen durch deren Gottesdienste in Wollersheim zustande. Der Orden las zwischen 1651 und 1802 in Wollersheim die Frühmesse. Dafür durften die Patres im Dorf terminieren (Almosen sammeln).
Aus dem Nachlass unseres verstorbenen Mitglieds Albert Schmitz erhielten wir durch seine Frau Angelika Schmitz einen handgeschriebenen Totenzettel über Hubert Courth mit folgendem Text:
“Jesus, Maria, Josef, Matthias
Am 6. Mai 1860 starb, wiederholt mit den hl. Sakramenten versehen im 84. Lebensjahr der Hochw. Herr Hubert Courth. Er erhielt seine Vorbildung zum geistlichen Stande in Nideggen bei den damaligen Minoriten, in deren Orden er nachher als junger Priester eintrat. Nach Aufhebung der Klöster zur Zeit der Fremdherrschaft half er auf verschiedenen Stellen in der Seelsorge aus. Kränklich geworden, zog er sich zuerst nach Düren ins Privatleben zurück: dann nach seinem Geburtsort Wollersheim, wo er das Glück hatte, unter freudiger Teilnahme der Pfarrgemeinde sein 50-jähriges Jubiläum zu feiern. Bei zunehmender Altersschwäche war er genötigt, sich in den Ruhestand zu versetzen. Die letzten Jahre seines Lebens verwandte er auf die Vorbereitung für die Ewigkeit und ein seliges Ende.
Seine abgeschiedene Seele wird dem hl. Opfer des Priesters und dem Gebet der Gläubigen empfohlen, auf daß sie ruhen möge im ewigen Frieden.“
Hubert Courth wurde laut dem Eintrag im Kirchenbuch von Wollersheim am 10. Februar 1777 getauft. Übersetzung (sinngemäß): Wollersheim Tag 10. Februar Getauft ist Hubertus ehelicher Sohn Seine Eltern sind die Eheleute Wilhelm Curth und Catharina Schwings, die in Bürvenich geheiratet haben, beide aus dem Land Jülich und der Diözese Köln.
Nach Eintritt ins Kloster erhielt er an Stelle des bürgerlichen Namens den vom Orden verliehenen Ordensnamen Ansbertus. Zum Priester wurde er am 12. Juni 1802 geweiht. Von 1803 bis 1814 scheint er sich im Duisburger Minoritenkloster aufgehalten zu haben.
Im Frieden von Lunéville im Jahre 1801 wurden vier linksrheinische Departements Frankreich zugesprochen. 1802 fand die Säkularisation statt. Mit Ausnahme der Pfarreien wurden alle geistlichen Einrichtungen aufgehoben und ihr Besitz dem französischen Staat übertragen.
Infolge der Auflösung der Klöster und Stifte verloren die Ordensgeistlichen ihre soziale Sicherung und waren herausgerissen aus ihrem Lebensumfeld. Sie mussten ihr Kloster verlassen und erhielten vom französischen Staat zum Ausgleich eine geringe Pension. Das Geld reichte nicht für eine standesgemäße Lebensführung. Es wurde eine völlige Neuorientierung nötig.
Wie viele Ordensmänner wechselte Hubert Courth nach der Säkularisierung vom Ordensklerus in den Weltklerus.
Von 1815 war er für sieben Jahre als Pastor an einem unbekannten, das heißt in den Unterlagen nicht genannten Ort, approbiert (amtliche Bestätigung). In den 1820er Jahren setzen die Handbücher des wiedergegründeten Erzbistums Köln ein. Daraus geht hervor, dass Ansbertus Courth Vikar in Sötenich, Pfarrei Keldenich, war. Sodann wurde er als „Weltpriester“ in Düren (1844, 1846) und schließlich als Weltpriester ohne Funktion in Wollersheim geführt.
Der Totenzettel trägt einen Vermerk, dass Hubert Courth in der Grabstätte der Familie Josef Eckstein beigesetzt wurde. Das könnte darauf hinweisen, dass seine finanzielle Lage so schlecht war, dass er sich ein eigenes Grab nicht kaufen konnte. Es sind aber auch familiäre Gründe denkbar, denn seine Schwester Anna Sophia war seit 13.11.1803 mit Herrn Gerard Eckstein verheiratet.
Wilhelm Courth wurde 1780 geboren. Im Taufbuch von Wollersheim fanden wir folgenden Eintrag: Übersetzung (sinngemäß): Wollersheim Geboren am 15. Januar früh morgens 10 Uhr und am selben Tag getauft Getauft ist Wilhelmus ehelicher Sohn Seine Eltern sind die Eheleute Wilhelm Curth und Catharina Schwings, die in der Pfarre Bürvenich geheiratet haben, beide aus dem Land Jülich und der Diözese Köln.
Wilhelm Courth trat wie sein Bruder in den Orden der Minoriten ein und bekam den Namen Bonifatius. Die Priesterweihe empfing er 1803. Wie sein Bruder so wurde Wilhelm Courth von der Säkularisation betroffen. Auch er wechselte in den Weltklerus und fand im Bereich der Seelsorge eine neue Aufgabe.
1804 bis 1811 war er in der Diözese Münster tätig, ab 1812 adskribiert (zugewiesen) an der Sukkursalpfarrei (Filiale) Embken für drei Jahre, von Juli 1815 Vikar in Drove, approbiert für vier Jahre.
Über seinen weiteren Lebensweg konnten wir leider nichts in Erfahrung bringen.
Wesentliche Informationen über die beiden Priester erhielten wir durch den stellv. Leiter des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, Dr. Joachim Oepen. Ihm gilt unser besonderer Dank.